Sinkender Lebensstandard: Hierzulande bleibt besonders wenig Netto vom Brutto

    Die OECD macht sich Sorgen um Deutschlands Mittelschicht. Sozialabgaben und Steuern sind in Deutschland höher als in fast allen anderen Industrienationen. Nur in Belgien bleibt (alleinstehenden) Arbeitnehmern sogar noch weniger von ihrem Lohn als hier bei uns. 

     


    Mittlere Einkommen legen zu wenig zu

    Hierüber berichtet die Jahresstudie »Taxing Wages« der OECD. Eine parallel veröffentlichte Studie zur ökonomischen Lage der Mittelschicht weist aus, dass die Mittelschicht in so gut wie allen Industrieländern gesunken ist. Aber immerhin ist die Mittelschicht in Deutschland mit 64% sogar etwas größer als der OECD-Durchschnitt (61%)
    Die mittleren Einkommen sind in der letzten Dekade durchschnittlich um 0,3% gestiegen, die Wohnkosten haben im gleichen Zeitraum kräftig zugelegt. Hauspreise sind im Durchschnitt seit 1990 um ein Viertel gestiegen - dreimal so schnell wie die mittleren Einkommen. 

     

    Steuer-Keil zwischen Brutto- und Nettolohn

    In der Steuerstudie der OECD wird die Kluft zwischen dem Arbeitgeber-Bruttolohn und dem Arbeitnehmer-Nettoeinkommen in den Industrienationen verglichen.
    Die OECD nennt diese Kluft »Steuerkeil« (Tax wedge). Für alleinstehende Durchschnittsverdiener ohne Kinder beträgt sie 49,5 Prozent, nur Belgien liegt noch höher (52,7 Prozent).
    Dicht dahinter folgen Italien und Frankreich mit je knapp 48 Prozent. Zum Vergleich: Die Steuer- und Abgabenlast im OECD-Durchschnitt beträgt nur 36,2 Prozent. 
    Dank niedrigerer Sozialbeiträge ist der Steuer-Keil in Deutschland 2018 um 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr gesunken.

     

    Familien stehen besser da

    Besser sieht es hierzulande bei der Belastung von Familien aus: Ein verheiratetes Paar mit zwei Kindern (Modell »klassische Hausfrauenehe«) liegt mit der Steuer- und Abgabenlast bei 34,4 Prozent, das ist der neunte Platz weltweit.
    Familien stellen sich bei uns relativ besser als im weltweiten Vergleich. Das liegt an der Familienförderung mit Ehegattensplitting, Freibeträgen, Kindergeld und der Mitversicherung in der Krankenkasse. Der Vorteil gegenüber kinderlosen Singles beträgt dadurch 15,5 Prozentpunkte. (OECD-Vergleich: 9,5 Prozentpunkte.)

     

    Fehlanreiz für Frauen

    Ehegattensplitting und Mitversicherung in der Krankenkasse schlagen zu Buche: Ein Doppelverdienerpaar mit zwei Kindern und ein kinderloser Single liegen gleichauf mit einem Steuer-Keil von 42,6 Prozent.
    In diesem Modell lohnt sich die Arbeit (in der Regel der Frau) netto kaum, was internationale Organisationen wie die OECD und der IWF Deutschland seit Jahren kritisieren. Diese Struktur der Steuern sei ein Fehlanreiz für die Erwerbsbeteiligung von Frauen.

     

    Sozialbeiträge besonders hoch

    Für Durchschnittsverdiener sind hierzulande vor allem die Sozialbeiträge besonders hoch. Sie machen zwei Drittel des Steuer-Keils bei Alleinstehenden und 90 Prozent bei der Alleinverdiener-Familie mit zwei Kindern aus.
    Arbeitnehmer mit mittleren Einkommen profitieren also eher von sinkenden Sozialbeiträgen als von Steuersenkungen.

     

    Jüngere Arbeitnehmer haben es schwer

    In Deutschland, aber auch in den anderen Ländern, ist es für jüngere Leute deutlich schwieriger geworden, in einem Alter bis zu 30 Jahren ein Mittelschicht-Einkommen zu erzielen. Der OECD-Generalsekretär Angel Gurria warnte vor einem sinkenden Lebensstandard für die Mittelschicht.

     

    Maßnahmen gegen sinkenden Lebensstandard

    Unsere Finanzexperten planen mit Ihnen

    Geldanlage ist wichtiger denn je

    Vorsorge und Planung ist alles!

    Wir sind für Sie da