Private KV statt Kasse: Richtig wechseln

    Ein guter Versicherungsschutz kann lebenswichtig sein. Und eine private Krankenversicherung bringt unter Umständen große Vorteile. Aber wer aus der gesetzlichen in die private Kasse wechseln will, sollte einige Punkte beachten, um beim Wechsel sicher zu fahren.

     


    GKV oder PKV - die Grundsatzfrage

    Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wird seit Jahren einem Sparprogramm unterworfen, Leistungskürzungen sind seit 1982 die Regel. In der privaten Krankenversicherung (PKV) ist das nicht der Fall, hier sind solche Kürzungen unzulässig, da in der PKV individuelle Verträge abgeschlossen werden. Und das zwischen Kunde und Versicherer vereinbarte Leistungspaket ist unantastbar. Diese Sicherheit schätzen viele Kunden neben den vertraglich vereinbarten Leistungen, von denen die meisten Kassenpatienten nur träumen können - wie zum Beispiel die Versorgung bei der Zahnbehandlung.

     

    Schlechte Presse und politische Faktoren

    Set 2012 nimmt die Zahl der privaten Neuverträge leicht ab. Hierfür sind nach Ansicht von Experten vor allem politische Faktoren verantwortlich, wie die Debatte um die Bürgerversicherung, die Senkung des Mindestbeitrages für Selbstständige in der gesetzlichen KV und die Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze für Angestellte.
    Auch Schlagzeilen über Beitragssteigerungen tragen zum leichten Negativtrend bei. Richtig ist hier, dass der Anstieg der Durchschnittskosten in der vergangenen Dekade mit drei Prozent im Schnitt sogar etwas geringer lag als bei der GKV.

     

    Wonach richten sich die PKV-Beiträge?

    Nicht das Einkommen, sondern das Krankheitsrisiko des Versicherten ist für die PKV maßgeblich. Beiträge sinken dementsprechend auch nicht, wenn das Einkommen sich verringert, dafür steigen sie in der Regel mit dem Alter. 
    Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat 184 Tarife von 31 Anbietern in den Kategorien Grundschutz, Standardschutz und Topschutz getestet. 
    Standardschutz bedeutet: Die Versicherung muss mindestens 60 Prozent beim Zahnersatz leisten sowie die Kosten für eine Psychotherapie, einen Rollstuhl und das Zweibettzimmer im Krankenhaus übernehmen.
    Liegen die Leistungen darunter, wird das Angebot zum Grundschutz gezählt.

     

    Die PKV lohnt sich für Jüngere

    Laut Vergleich der Ratingagentur müsste ein 35-Jähriger, der als Angestellter mindestens 60.750 Euro brutto im Jahr verdient, für einen mit „Gut“ bewerteten Grundschutz zwischen 315 und 559 Euro im Monat auf den Tisch legen. (Standardschutz: zwischen 376 und 621 Euro.). Und: Wer jünger ist, zahlt weniger für die altersabhängig gestaffelte PKV. 
    Zum Vergleich: Der »Modellkunde« würde in eine gesetzliche Krankenversicherung monatlich ca. 356 Euro einzahlen, die andere Hälfte würde sein Arbeitgeber tragen.
    Aber auch die private Krankenvollversicherung ist in den letzten Jahren deutlich teurer geworden, vor allem in der kostengünstigsten Kategorie. Höhere Rückstellungen wegen der Niedrigzinsen und die Einführung der Unisex-Tarife, die die Kosten für Männer erhöht haben, sind der Grund. Deshalb ist der Sparvorteil zum Einstieg in die PKV nicht mehr so groß wie früher.

     

    Die PKV lohnt sich für Gutverdiener

    Da die Beiträge mit dem Lebensalter steigen, sollte man sich gut überlegen, ob der Vorteil in ein paar Jahren noch greift, vor allem, wenn man sich womöglich ändernde Lebensumstände berücksichtigt. Weiß jeder junge Mensch, welche Kosten in Zukunft auf ihn warten? Und wird man tatsächlich sein Leben lang günstiger in der PKV versichert sein?
    Deshalb der Tipp: Die PKV ist vor allem dann sehr oft die beste Wahl, wenn das Einkommen sicher über der GKV-Beitragsbemessungsgrenze liegt, und man über eine gute Altersvorsorge verfügt.

    Achtung: Wer keinen Anspruch auf eine Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung hat, hat auch als freiwillig Versicherter in der GKV keinen Zugang zur Pflichtversicherung in der Krankenversicherung der Rentner. Wenn jetzt noch im Ruhestand Einnahmen aus Kapitalvermögen o.ä. hinzukommen, fallen hierauf Beiträge in der GKV an. Dies muss man frühzeitig in seiner Rechnung berücksichtigen - ebenso wie die nur in der GKV kostenlos mitversicherten Kinder.

     

    Später Einstieg ist teuer

    Um Altersrückstellungen zu bilden, zahlen PKV-Versicherte zunächst mehr als rein rechnerisch für den Versicherungsschutz nötig wäre. Hierdurch sollen die im Alter höheren Beiträge abgefedert werden.
    Um dieses Polster zu bilden, braucht man Zeit: Empfohlen wird eine Versicherungsdauer von mindestens zwanzig Jahren bei einem Anbieter. Verbraucherschützer raten daher zur Vorsicht bei Abschlüssen jenseits von 40 Jahren Lebensalter.

     

    Was brauche ich jetzt - und was in Zukunft?

    Das Leistungspaket sollte von Anfang an exakt definiert sein, auch im Hinblick auf spätere Jahre. Der Grund hierfür: Vor der Aufnahme in die PKV müssen Sie Gesundheitsfragen beantworten. Diese Antworten und Ihr Alter bestimmen über die Höhe der Beiträge. 
    Wer also klein anfangen und später aufstocken möchte, muss für jedes Upgrade zuerst eine weitere Gesundheitsprüfung über sich ergehen lassen.

     

    Unser Tipp: Wer beim Einstieg in die PKV Geld spart, sollte mindestens die Hälfte des Ersparten auf die hohe Kante legen, um damit später Beitragserhöhungen im Ruhestand finanzieren zu können. 

    Wichtig für einen Wechsel: Informieren Sie sich professionell und vor allen Dingen unabhängig!
    Im Gespräch mit einem Versicherungsexperten können verschiedene mögliche Szenarien entwickelt und berechnet werden, um künftige Beitragsentwicklungen zu verdeutlichen. Dies hilft bei der Entscheidung für oder gegen eine PKV!

     

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